Neue Distillery in Co. Kerry – Dingle, die westlichste Brennerei Europas

Ein Gastartikel von Ernie – Ernst J. Scheiner, Herausgeber von The Gateway to Distilleries.

Geboren wurde die Idee einer neuen irischen Destillerie in Dublins Temple Bar District. Im Mai 1996 eröffneten Oliver Hughes und Liam LaHart ihre erst kleine Bierbrauerei und brauten nach traditionellen Rezepten jeweils drei Stouts, drei Lagerbiere und drei Ales. Ihre bahnbrechende Geschäftsidee gab ihnen Recht, denn 1999 kam das weltbeste Ale aus der ersten unabhängigen Brauerei Irlands.

Die Porterhouse Brewing Company entwickelte sich zu einer wirtschaftlich sehr erfolgreichen Gruppe mit vier Pubs in Dublin, einer in Londons Covent Garden und einer in New Yorks Manhattan. Ein Jahresumsatz von 34 Millionen Euro garantiert 350 Arbeitsplätze.

Oliver Hughes und John McDougallDer Grundstein war gelegt, denn wer Bier brauen kann, der ist auch in der Lage Whiskey zu destillieren, ist doch der Gerstensaft seine Ausgangsbasis, dachte sich der rührige Oliver Hughes. In dem schottischen Whisky-Experten John McDougall fand er einen kongenialen Partner zur Verwirklichung seiner Idee einer irischen Whiskey-Distillery. Der legendäre McDougall blickt selbst auf ein langes Engagement in der Whiskybranche zurück, war er doch in der Produktion oder als Manager bei Balvenie, Ladyburn, Laphroaig, Springbank oder Tormore tätig. John ist wohl der einzige noch lebende Brennmeister, der sowohl schottischen Whisky und irischen Whiskey wie auch englischen Gin destillierte. Siehe www.johncmcdougall.com.

Dingle Distillery Spirit StillWestlich von Dingle, Co. Kerry, fanden sie in Milltown in der ehemaligen Fitzgerald Sägemühle einen idealen Produktionsort. „Im milden Golfstrom-verwöhnten Klima, in dem bekanntlich die irischen Whiskeys besonders gut reifen, wird unser Dingle Whiskey seinen überzeugenden Charakter erhalten,“ hofft Oliver Hughes. Die Produktionsanlagen wurden von John McDougall in Zusammenarbeit mit Forsyths aus dem schottischen Rothes, Speyside, entworfen. Die berühmten Kupferschmiede schmiedeten in Handarbeit die Brennblasen, drei für die Destillation von Getreidebrand und eine für die Herstellung von Gin oder Vodka. Angeliefert wurden sie im Frühsommer 2012.

Zusammen mit dem Head Brewer von Porterhouse, Peter Mosely, begannen sie am 7. Oktober 2012 den ersten Gin in einer speziellen Brennblase, Oisín genannt, zu brennen. Neun Pflanzen und Kräuter der Region, darunter Eberkirsche, Eibe, Fuchsia, Heide, Kerbel, Weißdorn, Koriander und Engelwurz schaffen eindrucksvolle Aromen. Der Dingle Original Gin wird bereits zu Weihnachten vermarktet.

Dingle Distillery Spirit SafeEtwas länger dauerte es bis der erste dreifach gebrannte Single Malt aus irischer Gerste in den Spirit Safe (Donnerstag, den 29. November 2012) sprudelte. „…the sprit is great and the whiskey will be liquid magic!“ frohlockte John seinen New Make, sein neu-geborenes Kind. Fruchtige, malzige Aromen verbinden sich mit einer angenehmen Süße und Cremigkeit. Das Herzstück der Spirit Still kommt auf eine durchschnittliche Alkoholstärke von 72 % vol. und überzeugt ebenfalls durch seine Reinheit.

Mash Tuns aus HolzSeit dem Neubau der Midleton Distilleries im Co. Cork durch die Irish Distillers Group, einem Zusammenschluss von Cork Distillers, Jameson & Son und Power & Son (Bushmills gehörte von 1972 bis 2005 ebenfalls dazu) im Jahre 1975 ist die Dingle Distillery die erste wirklich neue Destillerie auf der grünen Insel. Die einzige unabhängige irische Brennerei wetteifert zukünftig mit den Irish Distilleries der Global Players: Bushmills (Diageo), Cooley und Kilbeggan (Beam Inc) und Midleton (Irish Lifestyle). Waren doch Letztere das tragische Überbleibsel einer einst so großen Whisky-Vielfalt. 1837 produzierten 90 Brennereien zweifach oder dreifach destillierte Getreidebrände aus ungemälzter und gemälzter Gerste, Hafer, oder aus 100% Gerstenmalz mit oder ohne Rauchnoten (siehe hierzu: www.whisky-distilleries.net)

Geplant ist eine jährliche Produktion von etwa 100.000 Flaschen Single Malt. Der Dingle Green und Dingle Gold wird wohl erst in vier oder fünf Jahre in einem „Dunnage Warehouse“ reifen bevor er marktfähig wird.

Die ersten fünfhundert Fässer sind den Founding Fathers of Dingle vorbehalten, die mit dem Kauf eines Bourbon-, Sherry- oder Portweinfasses den finanziellen Grundstein dieser neuen irischen Destillerie legen können. Oliver Hughes verspricht denn auch, alle Founding Fathers zu einem jährlichen Meeting in die Dingle Distillery einzuladen. Fass-Interessenten melden sich bitte unter www.dinglefoundingfathers.com.

Der zertifizierte Brau- und Brennmeister Peter Mosley wird zunächst mit einem Team von vier Kollegen die Produktion von Gin, Vodka und Whiskey ausführen. Mit dem für 2014 geplanten Besucherzentrum werden damit in der strukturschwachen Region etwa 25 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Ausführliche technische Daten zur Dingle Distillery finden Sie unter www.whisky-distilleries.net, siehe Eintrag Ireland.

Zum Autor: Ernie – Ernst J. Scheiner ist Herausgeber der Webseite The Gateway to Distilleries. Seit mehr als dreißig Jahren veranstaltete und organisierte er als VHS Leiter Destillationskurse, Whisky-Kollegs sowie Studienreisen nach Irland und Schottland. Heute ist er als freier Journalist und Whisky Botschafter tätig. Kontakt: email hidden; JavaScript is required
/* */
.

Copyright der Photos: John McDougall, Dingle Distillery und Ernst J. Scheiner.

Weitere Informationen:
www.dinglefoundingfathers.com
www.johncmcdougall.com
www.irland-journal.de
www.whisky-distilleries.net