Rarität von 1948 beim Whisky-Tasting für Kenner

Beim Dinner und Whisky Tasting in Losheim bieten wir traditionell eine besonders grosse Auswahl an Single Malts für die verschiedenen Geschmäcker.

Unter den Einzelfass-Abfüllungen aus Schottland und Japan haben wir diesmal als Highlight einen Glen Grant von 1948 geöffnet – und dafür schon einige Resonanz auf meiner Facebook Seite bekommen: unter anderem laute Rufe nach den Tasting Notes, die ich hiermit nach einer zweiten Verkostung und mit etwas Ruhe nachliefere:

Tasting Notes


Glen Grant (G&M) 1948, 40%vol., 0,75l


Nase: Vanille, Malz, Karamell und der Duft eines schönen und alten Whisky Fasslagers

Geschmack: eine feine Süße, Vanille und jetzt kommen deutliche Kräuternoten durch – wenn man 1-2 Minuten wartet findet man auch etwas Wachholder (Waldmeister?)

Nachklang: leider recht kurz und am Schluss kommen auch noch deutliche Fassnoten (Eiche) durch – am Gaumen leicht bitter und trocken.

Die Nase war sehr vielversprechend, nur leider fehlte es am Volumen. Schade, dass in den 80er/90ern bei G&M die Whiskies hauptsächlich mit 40%vol. und nicht mit 46%vol. abgefüllt wurden – das hätte für das Mundgefühl bestimmt noch sehr viel gebracht.

Aber an dem Abend gab es schließlich noch eine Auswahl aus ca. 100 Einzelfassabfüllungen (dann natürlich auch in Fassstärke)… und so wurde es keinem Teilnehmer langweilig! 😉
Mal sehen, welche Whisky-Rarität wir beim nächsten Whisky Chamber Tasting aufmachen…

Slainte und bis zum nächsten Mal


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Auf der Suche nach meinem Herbstwhisky 2012


Wie komme ich eigentlich zu meiner Whisky-Auswahl? werde ich öfter von Fans meiner TWC Single Cask Abfüllungen bei Tastings gefragt. Die Antwort ist: mit vielen Kontakten zu Destillerien und manchmal auch einer Prise Glück. 

Aber erst einmal die Grundlagen: 
Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind und ich auch für meine Whisky-Tastings immer ein breites Sortiment anbieten möchte, versuche ich immer wenigstens einen Whisky aus den verschiedenen Regionen und Geschmacksrichtungen im Angebot zu haben: 

Neben den Whisky-eigenen Geschmacksrichtungen von fruchtig, blumig über rauchig und torfig spielt natürlich das Fass und das Alter eine Rolle. 


So hatte ich bei meiner Einkaufstour im Sommer für diesen Herbst eigentlich ein ex Sherry Hogshead gesucht. Es sollte ein „dunkler“ und fruchtiger Whisky werden – aber noch ohne auf eine bestimmte Destillerie festgelegt zu sein. 

Angekommen im Lager ging es darum mit dem Manager zielstrebig in Richtung der ex Sherry Casks. Doch da lagen einfach ganz unmotiviert zwei kleine (Bourbon-)Barrels im Weg, von denen er nicht auf Anhieb wusste, was sie da zu suchen hatten und wie denn der Inhalt war.  Kurzerhand mussten wir rausfinden, was dahinter steckt… 😉 


TWC Aultmore 1992 – Geschichte einer Zufallsbegegnung

Die Nachforschung ergab, dass es zwei Aultmores waren, von denen das eine Fass schon nach Japan verkauft war (nach meiner Nase das nicht ganz so perfekte Fass  – aber es ist ja Geschmacksache und ich bin ja auch kein Japaner). Das andere verströmte süsse Vanillenoten mit einem Hauch Johannisbeere. 

Bis dahin hatte ich immer noch vor, unbedingt einen im Sherry-Fass gereiften Single Malt für mein Sortiment zu besorgen. Also auf zu dem vorreservierten Fass – probiert – einen kurzen Austausch mit einem Kollegen, der mit dabei war – ein Blick zurück zum 2. Aultmore-Barrel, und dann hatte sich das „Sherry“-Thema erledigt: stattdessen musste jetzt unbedingt der leckere Aultmore aus dem zweiten Fass gesichert werden! 

Tasting Notes


Aultmore TWC bottling, 53,8%vol. ex Bourbon Barrel


Region: Speyside


Aroma:   Süße Vanillenoten mit einem Hauch Johannisbeerstrauch – florale Töne

Geschmack:   Süßes Malzbrot, Vanille (dezent), Brot & Butter Pudding (ein ideales Dessert)

Nachklang:   lange anhaltend und sehr rund (da stört kein Holz)


Abgesehen von der harten Arbeit bei langen Tastings und Fass-Such-Runden in den Destillerie-Lägern 😉 war die Einkaufsreise dieses Jahr auch sonst nicht ganz ohne: 

Wegen Überflutungen durch den starken Regen in Schottland konnte man schon mal fast mit dem Auto untergehen. Regen gehört ja in Schottland dazu, aber an solche Zustände kann ich mich nicht erinnern. Zum Glück hielt das Auto dicht und wir haben es stellenweise eher schwimmend zurück nach Edinburgh auf den Flughafen geschafft 😉

Jetzt hoffe ich nur, dass auch meinen Kunden die „Auswahl“ gefällt ! 

Slainte und auf einen schönen Herbst


Ardbeg Galileo – Geschmack oder Marketing?

Eines vorneweg: ich mag Ardbeg, am liebsten den Lord of the Isles. Aber ich trinke Whisky hauptsächlich wegen des Geschmacks und weniger wegen der Geschichten, die darum gesponnen werden. Da geht mir der Hype um aussergewöhnliche Hintergrundstories – und die damit verbundenen Lieferengpässe und „Mond“preise – allmählich zu weit.

Bitte nicht auf Kosten des Geschmacks!

Sicher ist die Konkurrenz hart und in einer Zeit von Informationsüberflutung auf allen Kanälen suchen Firmen nach neuen Möglichkeiten, wie ihr Produkt die Aufmerksamkeit der Kunden fesseln kann.
Bruichladdich mit seinen verrückten Aktionen war ein Vorreiter, und Ardbeg folgte mit seinen Jahresspecials: Nach dem „Alligator“ ging es dieses Jahr mit „Galileo“ zu den Sternen.
 

Was verbirgt sich hinter dem „Ardbeg Galileo“?

Die aktuelle und natürlich wieder sofort im Handel vergriffene jährliche Sonderabfüllung bezieht sich auf ein Forschungsprojekt mit Ardbeg Whisky-Proben auf der Internationalen Raumstation ISS. Offizielles Forschungs-Thema: „Verhalten von Mikroorganismen unter Schwerelosigkeit“. Ardbeg hat sich mit etwas New Make und Holzkohle aus ex Bourbonfässern am Experiment beteiligt – ein an sich genialer Marketing Schachzug. *)
Das Experiment im All soll zwei Jahre dauern und hat eigentlich mit der „Galileo“ Abfüllung nichts zu tun, außer dass es dem Marketing eine tolle Story liefert. Echte Chemiker lästern inzwischen gerne über das oft genannte „Ardbeg Molekül“: Marketing und Naturwissenschaften passen wohl nicht immer so ganz zusammen… 😉
Bei der „Galileo“ Sonderabfüllung handelt es sich nicht – wie zum Teil fälschlich angenommen – um den Stoff aus dem Welt-All (der dort verwendete Produktions-Batch braucht noch ein paar Jahre zur Reifung). Sondern um eine Auswahl von Fässern aus dem Jahr 1999, wobei das Herzstück der Komposition in Sizilianischen Marsalafässern gereift ist. Das klingt auch für mich sehr spannend, weil ich solche Batches noch nicht oft probieren durfte.

Tasting Notes „Ardbeg Galileo“

Dank eines Tastings, das ich gerade in Jever bei der Firma Scoma zum Thema Inseln & Islay halten durfte, hatte ich Gelegenheit, die neue Abfüllung einmal zu probieren, ohne gleich eine der begehrten Flaschen selber öffnen zu müssen 😉

Nase: 

eine frisch geteerte Straße mit einer langen Bremsspur (verbrannter Autoreifen), und ein Hauch von Nusscreme (die avisierten tropischen Früchte konnte ich an dem Abend leider nicht finden – da muss wohl noch einmal probiert werden) 

Geschmack: 

schön torfig mit einer angenehmen Süße – Butterkaramell – aber dann kommen auch noch ein paar Klümpchen von dem brennenden Autoreifen

Nachklang:  

eher mittellang, rauchig mit einer Weinsüße

Bei dem Tasting hat er die meisten Teilnehmer nicht überzeugen können, und ich habe aus dem Hause Ardbeg schon interessantere Standardabfüllungen probiert, aber vielleicht war es nicht mein Abend. Oder wie schon geschrieben, muss ich wohl noch einmal ran 😉 ….jeder hat eine zweite Chance verdient!

Slainte

*) Zitat aus dem Newsletter von Dr. Jürgen Setter, Scoma
Die Ampullen wurden Ende 2011 mit einer Soyus Trägerrakete vom Baikonur Kosmodrom in Kasachstan aus ins All geschossen.
Diese Ampullen enthalten bestimmte Zusammensetzungen, die als Terpene bekannt sind. Dies sind in Organismen natürlich vorkommende und sehr weit verbreitete chemische Verbindungen, die stark aromatisch und geschmacksaktiv sind.