Deanston – ein neues Whisky-Ziel in den südlichen Highlands

Für Whisky-Fans auf Schottlandreise gibt es seit kurzem ein neues Ziel in den südlichen Highlands – nur ca. eine Stunde von Edinburgh oder Glasgow entfernt: 

Die Deanston Distillery

wurde 2012 aufwändig renoviert und soll mit ihrem neuen Besucherzentrum zum Flaggschiff des „Burn Steward Distillers“ Konzerns werden, zu dem z.B. auch Bunnahabhain auf Islay gehört.

Die Destillerie, die bisher nicht öffentlich zugänglich war, ist besonders wegen ihrer unüblichen Bauweise sehenswert:

Ursprünglich eine Mühle 

Sie befindet sich in den Gebäuden einer ehemaligen Baumwoll-Mühle (Cotton Mill), die 1785 hier gegründet wurde.

 

Deanston Distillery

Das zugehörige Wasserkraftwerk am Fluss Teith, das die Mühle mit Energie versorgt hatte, funktioniert heute immer noch und liefert den Strom für die Destillerie und den benachbarten Ort.

1965 übernahmen die damaligen Besitzer der nahegelegenen Tullibardine Destillerie, Brodie Hepburn, die Mühle und zugehörigen Lagerräume und bauten sie zur Whisky-Produktion um. 

Das spannende an dem „Still-House“ ist, dass es nicht wie sonst ein eigenes Gebäude ist, sondern sich mitten in der alten Baumwollmühle befindet und hier gerade mal 2 Etagen einnimmt – die restlichen 3 Etagen bis zum Dach stehen leer. So etwas habe ich bis jetzt in Schottland jedenfalls noch nicht gesehen. Sehenswert ist auch das Lager, das sich in einer riesigen Gewölbehalle befindet.

Heute produziert die Deanston Destillerie mit Ihren je zwei Wash und Spirit Stills die recht große Menge von ca. 3 Mio. l Alkohol pro Jahr. Der Großteil hiervon geht in Blends, aber ca. 7 – 8% behält man laut Destillery Manager Callum Fraser für Single Malt Abfüllungen.

Wir hatten die Ehre, die allererste „Manager’s Distillery Tour“ in Deanston zu erleben und dadurch wohl auch die Narrenfreiheit noch ein paar Flecken der Destillerie sehen zu dürfen, in die man sonst nicht so leicht hineinkommt. 

Die Anlage ist aber auch ohne diese Extras sehenswert und landschaftlich toll gelegen. Meine Empfehlung für einen Abstecher von Glasgow oder Edinburgh.

Vielen Dank Callum – ich werde mit meiner nächsten Reisegruppe bestimmt bei euch vorbeischauen!


Slainte


Whisky in Schottlands Nordwesten auf dem Trockenen

Seit Wochen fällt im Nordwesten Schottlands nicht genug Regen und die ersten Destillerien sollen bereits vom Wassermangel betroffen sein – das wird unter anderem von Talisker auf der Insel Skye berichtet.

Für die Maische wird das Wasser wohl schon noch reichen, aber nicht für die Kühlung bei der Destillation. Wenn der Alkohol nicht richtig kondensiert, dann gibt es auch keinen „sauberen“ Alkohol und später eben auch keinen gescheiten Whisky.

Da kann man nur dem Regengott einen Dram Whisky opfern und hoffen, dass das übliche schottische Regenwetter auch wieder in die nordwestlichen Highlands einzieht.

Es ist eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, dass den Destillerien das Wasser im Sommer etwas knapp wird und viele legen bewusst ihre Wartungspausen in diese Zeit. Ein längerer Stillstand würde aber dennoch das zukünftige Geschäft, besonders für die neuen gewaltigen Absatzmärkte China und Russland belasten.

Slainte & happy rain!

PS: interessanterweise ist es immer am regnen, wenn ich auf Skye bin und bei Talisker vorbei schaue… Was würde Diageo mir bieten, damit ich sofort nach Sky komme? ;-))))

Quelle: Zeit.de

Irish Whiskey – eine kleine Testreihe auf der grünen Insel

Ich probiere ja gerne immer einmal etwas neues und halte auch regelmäßig Tastings mit Whiskies aus der ganzen Welt ab, um interessierten Whisky-Liebhabern die Unterschiede zu zeigen.

Zu „Studienzwecken“ war ich gerade auf einer ausführlichen Reise durch Irland und habe dabei natürlich auch Destillerien besucht und verschiedene Irish Whiskeys (mit „ey“) probiert 😉

Highlight:
Midleton Einzelfassabfüllung von 1973

 

Nachdem ich erst mit einem jungen Irish Grain und einem typischen Irish Blend (Greenore, 8 years und Powers, 12 years) „eingestimmt“ wurde, gab es den ersten Irish Single Malt Whiskey: einen Redbreast 15 Jahre. Dieser war schon recht angenehm, aber der doch recht seltene (wie ich finde jedoch sehr teure) Midleton „1973“ in Fassstärke war dann doch ein toller Tropfen.

Tasting Notes:

Midleton 1973, Cask 41423, 56%vol.

Nase:    Eine feine Fruchtigkeit und ein Hauch Holunder („ich bin Irisch“)

Geschmack:   eine Explosion von Waldmeister mit einer ausgeprägten Süße – trotz des Alters sind keine unangenehmen Holzeinflüsse zu finden.

Leider ist er im Nachklang etwas kurz geraten – schade, denn es ist ein toller Tropfen, dem man gerne länger nachschmecken würde!

Trotz der sehr netten Iren und nicht schlechten Whiskies werde ich bei den 3-fach destillierten wohl nicht hängen bleiben – dafür sind mir die „Schotten“ doch viel zu lieb 😉

Slainte und dann bis Anfang Juli in Schottland!

Hinter den Kulissen von Whisky-Messen

Für die meisten Besucher von Whisky-Veranstaltungen steht ja das Probieren und Schauen nach Whisky-Neuigkeiten im Vordergrund. Da ich dann normalerweise hinter dem Stand stehe, muss ich mich mit dem Probieren etwas zurückhalten und für Gespräche ist oft erst spät abends bei einem Absacker Zeit.

Entsprechend habe ich es auf dem Austrian Whisky & Spirits Festival 2012 sehr genossen, dass ich neben meinem eigenen Whisky Chamber Masterclass Tasting endlich auch einmal Zeit zum Rumschlendern und ausgiebigen Gespräch mit ein paar alten Bekannten aus der privaten Schottischen Whiskyindustrie zu hatte.

Da war zum Beispiel Raymond Armstrong mit Familie, die Besitzer von Bladnoch.
Das Treffen mit den 4 1/2 Armstrongs war besonders wichtig, weil ich seit meinem letzten Besuch noch eine Fass-Frage aus 2007 offen hatte…. angeblich soll da auch schon mein Name auf dem Whiskyfass stehen. Im Juli bin ich wieder in der Gegend und werde das auf jeden Fall vor Ort überprüfen ;-).
Am Stand der Veranstalter war aber nicht nur Bladnoch vertreten, sondern auch der Whisky-„Dinosaurier“ John McDougall mit seinen eigenen Golden Cask Abfüllungen. Sein Ansatz mit dem „Whisky Renten Fundus“ ist wieder eine Bestätigung für mich, dass ich auch mein Ruhegeld in „liquide“ Mittel 😉 anlege. Leider wird es aber immer schwieriger für freie Abfüller, leckere Fässer zu finden… was mir alle meine Gesprächspartner bestätigen mussten.

Andererseits ist es gerade die regelmäßige Kontaktpflege und die Besuche bei den Destillerien und unabhängigen Abfüllern, die meinen Job so spannend machen – und nicht zuletzt, wenn ich dann doch wieder ein tolles Fass gefunden habe und meine Kunden zufrieden sind.

In diesem Sinne: auf zur nächsten Schottlandreise!
Slainte

Whisky aus dem Kunststofffass !?

Die Optimierungs- und Rationalisierungswelle macht auch vor Scotch Single Malt Whisky nicht halt. Was wir schon lange aus der Weinindustrie kennen – die Wein“maker“ aus den USA, Australien und Südafrika, die Reifung nicht als Prozess, sondern als „machbar“ betrachten – hat uns jetzt auch in Schottland eingeholt.

Bis vor Kurzem hat man das Thema mit Verweis auf die Tradition vehement abgestritten, doch unter anderem die große Nachfrage aus den Wachstumsmärkten in Asien und Lateinamerika (+23% Exportsteigerung in 2011) hat dazu geführt, dass man man nach Alternativen für einen schnelleren und günstigeren Prozess für die Aromaentwicklung sucht:

Konkret wird darüber nachgedacht, wie sich eine schnelle Reifung in 1000l Kunststoffcontainern auswirkt. Dabei könnte für die Reifung Sauerstoff in den Alkohol geleitet werden und für die typischen Fassaromen kämen dann – wie beim Wein – entsprechende Holzspäne zum Einsatz. Die Zugabe von Spurenanteilen von Sherry, Port oder Wein würde die Wirkung der Aromaelemente aus den Holzfässern simulieren. Das Einfärben von Whisky ist ja bereits heute schon verbreitete Praxis.

Zur Entwicklung und Abstimmung der Regeln soll diese Woche die „Whisky Maker Association“ gegründet worden sein, wo die großen Whisky Produzenten an einem Tisch sitzen, um die entsprechenden Details zu diskutieren. Ein solcher Schritt würde nicht nur jahrhundertealte Traditionen über den Haufen werfen, sondern weitreichende Änderungen in den bestehenden Vorschriften der SWA (Scotch Whisky Association) zur Namensgebung, Export-Richtlinien benötigen.

Da sage ich nur gute Nacht mein lieber Single Malt Scotch Whisky – und schnell noch ein paar echte Fässer kaufen!

Slainte

Glenfarclas – Familientradition im Speyside

Seit der „offiziellen“ Gründung 1852 ist die Glenfarclas Destillerie ununterbrochen im Familienbesitz der Grant Familie. Zuvor hatten Pächter auf dem Gelände bereits Alkohol gebrannt, aber seit 160 Jahren geht die Leitung über Generationen immer an den nächsten Grant-Sohn über.

Im Oktober 2011 habe ich die Destillerie mal wieder mit einer Reisegruppe besucht und man konnte gut erkennen, dass auch über Generationen immer wieder viel Geld in die Destillerie investiert wurde: alles ist auf dem neusten Stand, was aber nicht heißt, dass die Tradition auf der Strecke geblieben ist.

Das zeigte sich unter anderem im herzlichen Empfang und der sehr individuellen Betreuung vor Ort durch den Marketing-Leiter Ian McWilliam. Besonders hat die Besucher gefreut, dass hier noch alles fotografiert werden durfte, was in vielen Destillerien auf dem bekannten „Malt Whisky Trail“ leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Auch das „bonded Warehouse“ wurde nicht ausgelassen und bei den schönen alten Fässern kam einem schon mal der Gedanke, einen LKW zu chartern und aufzuladen… 😉

Danach ging es zum probieren in einen ganz besonderen Tastingroom – den „Ships Room“ aus Paneelen der „RMS Empress of Australia“ (die 1913 immerhin in Deutschland gebaut wurde und bis 1919 unter deutscher Flagge fuhr) – was für eine tolle Atmosphäre! Diese Schiffs-Verbindung mitten im Speyside ist schon recht speziell aber ausser einer persönlichen Vorliebe des Eigners scheint es keine besondere Geschichte dazu zu geben. 

Ian hat die Spekulationen aber schnell mit seinem „spezial“ Tasting beendet als er für uns eine Flasche „Family Cask“ von 1960 öffnete (komisch, wie hat er nur mein Geburtsjahr erraten ;-)). Das war ein schönes Highlight gleich am Anfang und es ging dann allerdings etwas jünger weiter, wobei die Abfüllung von 1974 auch nicht gerade ein junger Hüpfer war. Es folgten etliche Fassproben, die das Tasting definitiv für alle Teilnehmer zu etwas besonderem machte.  Ich frage mich wirklich, wie Ian das beim nächsten Besuch steigern will??? 😉

So ein Familieunternehmen ist schon etwas besonderes und bei schottischen Destillerien leider nur noch ganz selten anzutreffen.

Wer kann, sollte bei seiner Schottland- und Whisky-Reise einen Besuch einplanen. Ich komme bestimmt wieder!

Slainte

Lochranza – mein Frühlingswhisky 2012

„Lochranza“   hm, wo der wohl herkommt? 

Die Destillerie wurde 1995 eröffnet und hat 1996 so richtig mit der Produktion begonnen. Sie liegt auf einer hübschen Insel und man kommt an ihr vorbei, wenn man mit der Fähre in Brodick landet und dann von Lochranza weiter nach Kintyre fahren will?

Die Destillerie möchte ihre noch junge Marke schützen und sieht es darum nicht so gerne, wenn private Fässer unter ihrem Namen verkauft werden. Darum die kleine Geheimniskrämerei… aber eigentlich ist es doch nicht schwer 😉

Ich mag die leichte Fruchtigkeit der Whiskys besonders für den Sommer und habe darum bereits einige Fässer von dort. Darunter ist auch ein Fass aus dem ersten Produktionsjahr, von dem ich jetzt fand, dass es die optimale Reife erreicht hat. 

Interessant ist dabei die deutliche (und wie ich finde sehr positive!) Veränderung, die der Whisky durchgemacht hat, seit ich bei einem Fassbesuch vor 3 Jahren darüber berichtet habe: die Vanille- und Karamell-Noten sind einer stärkeren Fruchtigkeit gewichen. 

Tastingnotes:

Lochranza 1996, 15 Jahre, 54,9%vol. (sherry refill cask)

Aroma:          sehr komplex – eine leichte Sherry-Süße
                       Honigmelone und feine Zitrusnoten.
                       Am Ende kommt eine leichte Kräuternote
                       (Waldmeister: Jugenderinnerungen werden wach ;-))

Geschmack:  Honigmelone mit einem Hauch Sherry
                       (nicht aufdringlich), Kräuter und eine
                       fruchtige Süße
Nachklang:    lang mit einer feinen Süße

Der Sommer kann kommen!

Slainte





Tullibardine spricht jetzt französisch


Nach der Wiedereröffnung 2003 war Tullibardine eine der wenigen schottischen Whisky-Destillerien im Besitz von Privatinvestoren. Die Partner wollten sich von den großen Whisky-Konzernen abgrenzen und schnörkellose Destilleriekunst  praktizieren.

Idealismus ist bekanntermaßen nicht immer sehr profitabel, so dass 2008 schon einmal Übernahmegerüchte für die Destillerie im Süden der Highlands aufkamen. Im Dezember 2011 war es nun so weit: Tullibardine ging an die „Maison Michel Picard“, einen französischen Spirituosenhändler und Weinproduzenten.

Die erste große Handlung der neuen Besitzer aus Frankreich war es, dem Sales & Marketing von Tullibardine mitzuteilen, dass keine Fässer mehr (weder frische noch vorgereifte) an Dritte verkauft werden dürfen. Das ist darum so schade, weil man bei Tullibardine auch als „Kleinabfüller“ mit allen möglichen Fässern und Fassgrößen experimentieren durfte: über ex-Bourbon-, Sherry-, Port- bis hin zu Rum-Fässern – und auf meinen besonderen Wunsch hin wurden sogar Quartercasks eingeführt.
Das ist jetzt leider alles vorbei ;-(. 

Wie viele Whiskyfreunde aus der ganzen Welt sind nach Blackford gepilgert, um ihre Fässer zu besuchen. Ich kenne keinen, der nicht in den höchsten Tönen von der Atmosphäre in der Destillerie und dem Whisky geschwärmt hat – das beste und auch noch kostenlose Marketing.

Da wird etwas Großes aus der Hand gegeben und in die Hände von Importeuren gelegt, die in der Regel einen ganzen Bauchladen von Whiskys vertreiben. Zum Glück gibt es noch ein paar andere Quellen, aber schade ist es trotzdem…

Slainte

Irland verliert seinen letzten Whiskey

Keine Bange: auf der grünen Insel wird schon noch Whiskey hergestellt, aber eben nicht mehr von einem „Irischen Unternehmen“: 

Photo courtesy PDPhoto.org

Gerade wurde bekannt, dass die Firma Cooley mit ihren Marken (z.B. Connemara, Tyrconnel)  an den amerikanischen „Beam“ Konzern gegangen ist (man kennt die Firma von Jim Beam Bourbon und Teachers Scotch Whisky).

Das ist darum bemerkenswert, weil der Eigentürmer von Cooley, Mr. Teeling in den 80er Jahren seine Firma gerade aus Protest gegen den Verkauf von United Irish Distillers (UID) an Pernod Ricard gegründet hatte. Er hatte seinerzeit die Brennerei in Irland erworben, um weiter einen „nationalen“ Whiskey zu produzieren.

Aber letztendlich geht es wohl doch um Geld und Marktmacht und darum geht die Konzentration im Whiskey & Whiskybusiness weiter – hoffen wir mal, dass das nicht irgendwann zu einem „Einheitswhisk(e)y führt.

Slainte

Islay Christmas Malt 2011

Irgendwie ist für mich jetzt schon Weihnachten: Gerade habe ich meine neueste Abfüllung bekommen, einen Bunnahabhain, destilliert am 24. Dezember 1990 – was gibt es Besseres zum Fest für einen Whisky-Fan?

Am liebsten hätte ich das Fass natürlich am 24.12.2011 abfüllen lassen, aber das ist ein Samstag und da wird auch in Schottland nicht überall gearbeitet – und wir hätten ihn nicht rechtzeitig zum Fest im Glas…

Dabei passt der unpeated Bunnahabhain aus einem Sherry first fill cask bestimmt auch sehr gut als Digestif zur Weihnachtsgans (Alkohol hat er jedenfalls noch genug).

Tasting Notes:
Bunnahabhain (TWC)1990/12/24, 
20 Jahre, 54,2%vol.

Region:         Islay
Aroma:         Eingelegte Kirschen & dunkle Schokolade (Mon Cherie), eine leichte, süßliche Kräuternote
Geschmack:  Der Sherry ist recht dominant, was ihm aber nicht schadet und am Ende sehr rund
Nachklang:   mittel bis lang und für einen first fill Sherry mit 20 Jahren sehr harmonisch
Slainte und lassen wir die letzten Monate des Jahres auf uns zukommen